In Urlaubsstimmung

17.12.18 - verfasst von Stephie

Nach unserem letzten Blogartikel mag es nicht überraschen, dass wir nach China das Gefühl haben urlaubsreif zu sein. Die vergangenen Wochen haben doch sehr an unseren Kräften gezehrt – physisch wie mental. So ließ die Aussicht auf Südostasien in vielerlei Hinsicht Vorfreude auf entspanntere Zeiten aufkeimen. Mal wieder einen Gang herunterschalten, eher in flacherem Gefilde unterwegs sein, exotische Früchte kosten und das Meer wiedersehen.

Während einer Regenpause auf dem Weg nach Hanoi
Während einer Regenpause auf dem Weg nach Hanoi

Wir reisen also im Nordwesten nach Vietnam ein und radeln erst einmal auf ziemlich direktem Wege nach Hanoi, wo wir in wenigen Tagen meinen 30. Geburtstag feiern möchten. Zu meiner Überraschung hat Simon bereits ein Hotel gebucht, bei dem – so viel hat er schon verraten – ausnahmsweise mal alles passt. Oha! Ich bin gespannt. Frohen Mutes strampeln wir in dreieinhalb Tagen zu unserem vorläufigen Ziel. Der fast dauerhaft anhaltende Regen und die zunehmend eingeschränkte Funktionstüchtigkeit meiner Gangschaltung können unserer guten Laune nichts anhaben. Das mag zum einen daran liegen, dass die Menschen uns im Gegensatz zur chinesischen Bevölkerung wieder viel offener und lockerer begegnen. Zum anderen haben wir uns vorgenommen, wieder vermehrt auf unser Bauchgefühl zu achten und nur solche Dinge in Angriff zu nehmen, auf die wir wirklich Lust haben.

Zunächst verlockt es uns demnach in die lebhaften Sträßchen Hanois mit seinen farbenfrohen, hohen Häusern im französischen Stil, die so schmal aussehen, als könnten sie, würden sie nicht so eng beisammen stehen, ins Wanken geraten. Durch die Gassen winden sich unzählige motorisierte Zweiräder, die sich wie bei den Bewegungen eines Fischschwarms ihren Weg durch die Strömungen bahnen. Platz für einen Gehsteig gibt es selten und ist er einmal vorhanden, wird er meist als Parkplatz oder Verkaufsfläche der jeweiligen dahinterliegenden Betriebe in Anspruch genommen. So schlängeln wir uns am Rande des Gewusels durch das pulsierende Treiben, vorbei an Souvenirläden, Cafés, Hotels und Restaurants. Was auf uns eine durchaus charmante und sogar authentische Wirkung hat, ist leider dennoch das Abbild einer Altstadt, die sich vollends dem Tourismus zu Füßen geworfen hat und für ihre früheren Bewohner_innen kaum noch Platz übrig lässt. Echten Wohnraum, so wirkt es auf mich, scheint es hier im Herzen Hanois kaum noch zu geben. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von beziehungsweise für die Bedürfnisse Anderer, indem sie im Hotel- oder Gastronomiegewerbe tätig ist, Reiseagenturen betreibt, Touren anbietet, Souvenirs verkauft oder gar bei der Müllentsorgung arbeitet, denn schließlich ist auch dieser Bereich durch den drastischen Anstieg an Abfällen mit dem Fremdenverkehrssektor in Verbindung zu bringen. Ob sich die breite, meist noch sehr junge Masse, die es alljährlich in Scharen nach Südostasien verlockt, ihrer Verantwortung bewusst ist, das mag ich leider bezweifeln. Mit einem Smoothie-to-go in der Hand fällt mir mit Erschrecken auf, dass es mir selber, ganz im Genießermodus angekommen, häufig schwer fällt, meiner Ideologie treuzubleiben. Übermäßiger und unbedachter Konsum wird uns einfach zu oft als normal vorgelebt, wohingegen bewusste Lebensformen vielfach als abnormal, schräg oder als nicht alltagskonform empfunden werden. 

Typisch schmale Häuschen in Hanois Altstadt
Typisch schmale Häuschen in Hanois Altstadt

Simon hatte im Überangebot der Hotels einen guten Durchblick bewiesen und eine wirklich nette Unterkunft ausfindig gemacht. Ein kleines Manko kommt dann aber doch zu Tage: für unsere Fahrräder gibt es leider keinen Platz, diese müssen draußen bleiben. Der Rezeptionist verweist uns höflich auf ein Parkhaus in der Nähe. Mit Fahrrädern ins Parkhaus? Das klingt uns ein wenig zu abgehoben. Also schließen wir unsere Gefährten um die Ecke an einen Baum und versichern uns gegenseitig, dass hier mitten in der Innenstadt sicherlich zu jeder Stunde ein Auge auf sie wacht. Wie wahr und zugleich fehlleitend dieser Gedanke doch ist! Ein kleines Unbehagen plagt uns am Abend noch, vielleicht sollten wir sicherheitshalber lose Dinge wie die Sitzkissen, Getränkeflaschen und die Pumpe von den Fahrrädern nehmen und sie aufs Zimmer bringen. Nicht, dass noch etwas geklaut wird. Man könnte meinen, wir hätten es unterbewusst bereits geahnt. Heute ist es mir unbegreiflich, wie wir unser Bauchgefühl haben verdrängen können. Diese innere Unruhe verleitet uns dazu, am nächsten Tag noch vor dem Frühstück aus dem Haus zu gehen und nach den Rädern zu sehen. Dort angekommen erblicken wir einen nackten Baum. Die Fahrräder sind nicht mehr da.

Vielleicht war es diese leise Vorahnung, welche uns den Schock mit Fassung tragen lässt. Wir kommen uns unglaublich dämlich vor, den Ratschlag des Rezeptionisten, die Fahrräder besser nicht auf der Straße zu lassen, neunmalklug missachtet zu haben. Doch was bringt es, sich Vorwürfe zu machen, lieber schauen wir nach einer Lösung. Wir geben der Suche nach Alma und Vali (das waren die Namen unserer orange-schwarzen Lieblinge) eine Chance. So fragen wir zunächst in der Nachbarschaft nach Augenzeugen und bekommen ein Video einer privaten Überwachungskamera gezeigt, welche unseren Parkplatz im Blick hatte. Hier bekommen wir die Tatsachen endgültig bestätigt, sehen auf Band den schmerzhaften Diebstahl. Leider können sich die Polizisten, welche wir auf der nahegelegenen Wache aufsuchen, trotz vorhandenem Beweismaterial nicht motivieren, sich aus ihrer zurückgelehnten Position zu erheben und wahrscheinlich sind sie nicht nur träge und unterbezahlt, sondern obendrein schlicht von der Erfahrung gezeichnet, dass sich in einer Großstadt wie dieser die Suche nach vermissten Fahrrädern als vergebens entpuppt. Auf den Papieren, welche sie uns zuschieben, sollen wir dennoch schriftlich die absurd anmutende Frage beantworten, was wir uns in unserem Fall von der hanoischen Polizei erhoffen.

Ach was soll’s! Nehmen wir die Sache eben selbst in die Hand. Auf dem Markt, so rät man uns im Hotel, könnten wir möglicherweise eine Chance haben, unsere Räder als Gebrauchtware wiederzufinden. Einen Versuch ist es wert. Tatsächlich geraten wir an eine vielversprechende Adresse, bei der wir uns als Kaufinteressenten ausgeben. Wir äußern vage Ansprüche, welche selbstredend auf unsere Fahrräder zusprechen, und bekommen neben den Drahteseln auf der Straße noch ein paar Duzend andere Exemplare in einem Gebäude in einer versteckten Gasse gezeigt. Nicht nur diese zwielichtige Lage, sondern auch die Räder sprechen Bände. Einige sehen wahrhaftig nicht wie gewöhnliche Gebrauchträder aus, sondern vielmehr so, als hätte man sie „ungeplant“ aus ihrem Alltag gerissen: an diesem hängt noch eine Art Maskottchen, an jenem lassen sich Überbleibsel einer Reiseausstattung samt Taschenhalterungen und dekorativen Bändern erkennen. Nein, so lässt man nichts zurück, das man verkaufen möchte. Wir blicken in diese traurige Runde anderer Schicksale, Alma und Vali sind jedoch nicht dabei. Es fällt uns schwer, weiterhin die Kaufwilligen zu spielen und unser Unbehagen unter diesen Umständen zu vertuschen. Wir haben soeben wahrscheinlich ein prall gefülltes Lager mit Diebesgut zu Gesicht bekommen und der Gedanke, noch einmal an diesen Ort zurückzukehren, ist nicht gerade reizvoll. Davon abgesehen ist der durchaus nette Verkäufer vermutlich kein Schwerstkrimineller, sondern eher Mittelsmann mit „guten“ Kontakten. Also beschließen wir unseren Vorwand aufzulösen und wagen einen letzten, zugegeben, etwas naiven Versuch, indem wir ihm von unserem Verlust erzählen und ihn offen um Hilfe bei der Suche bitten. Doch unser Gegenüber blockt ab. Seine Freundlichkeit ist plötzlich genauso schnell verflogen wie unsere Hoffnung, die Fahrräder jemals wiederzusehen.

Auf einer Exkursion in Kenia saß ich einst mit Kommilitonen auf einem Steg, unter uns ein trübes, sumpfiges Gewässer. Es herrschte eine verträumte Stille, die unerwartet durch ein kurzes „Flop“ unterbrochen wurde. Das Smartphone eines Kommilitonen hatte sich aus seiner Gesäßtasche in die nassen Untiefen des Sees verabschiedet. Unruhe und Entsetzen machte sich in der Runde breit, Beileidsbekundungen wurden ausgesprochen und der herbe Verlust von allen mit emotionaler Empathie beteuert. Wider alle Erwartungen behielt in jenem Moment nur dieser die Nerven, der soeben unfreiwillig von seinem Mobiltelefon erleichtert wurde. „Dieses Handy bekomme ich nicht wieder“, sagte er gelassen. Damit schien für ihn die Geschichte gegessen. Damals kam es mir so vor, als müsse er gedanklich, ohne dass wir hätten folgen können, zu einem Punkt in der Zukunft vorgespult haben, zu einem Zeitpunkt, nachdem er sich ausgiebig geärgert und „was wäre gewesen wenn“-Szenarien durgespielt hatte. Doch dieser Frust muss nicht sein, dafür ist er für mich seit diesem Tag das beste Beispiel. Seit jeher machen Simon und ich uns diese Geschichte als Anekdote für entsprechende Vorkommnisse zu Nutze. Wann immer wir uns dem Ärgern zu sehr hinzugeben drohen, erinnern wir uns an ein ruhiges Gemüt und sagen einander: „Denke an das Handy, welches ins Wasser gefallen ist“.

Inzwischen dürfen wir von uns behaupten, uns sprichwörtlich eine kleine Scheibe von meinem damaligen Kommilitonen abgeschnitten zu haben. Nachdem sich das Gestohlene nicht wiederholen lassen mag, versuchen wir, das Ereignis als solches beiseite zu schieben und stellen uns die Frage, wie es denn mit uns weiter gehen soll. Wir sitzen mit vier Radtaschen, zwei Packsäcken, einem großen Reiserucksack, fünf Getränkeflaschen, zwei Sattelkissen, einer Luftpumpe sowie zwei Fahrradhelmen in unserem Hotelzimmer und gehen die Optionen durch. Das Einfachste wäre sicherlich, sich wieder Fahrräder zuzulegen, darauf ist unsere Ausstattung mittlerweile ausgelegt. Doch vielleicht – dieser Gedanke kam uns wirklich – möchte uns das Schicksal auch irgendetwas mitteilen. Das Ende der Reise soll hiermit nicht gesetzt werden, da sind wir uns schnell einig. Eher noch einmal die Fortbewegungsart ändern? Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder per Anhalter unterwegs zu sein dürfte mit all den Taschen und dem Zubehör sehr mühsam werden. Nein, auch von der Gepäckproblematik abgesehen verlockt es uns dazu momentan nicht. In Südostasien ist es unter Reisenden überaus beliebt, sich  einen gebrauchten Roller beziehungsweise ein Motorrad zu leisten, um es am Ende der Reise wieder zu verkaufen. Dabei sei es teils möglich, das Gefährt nahezu verlustfrei wieder loszuwerden. An die Gepäckträger von motorisierten Zweirädern ließen sich womöglich auch unsere Fahrradtaschen befestigen. Ist das also der Wink des Schicksals? Zugegeben: der Gedanke, der Realität auf diesem Wege derart ins Gesicht zu lachen, gefällt uns im ersten Moment. Doch zunächst möchten wir die Entscheidung des Weiterkommens noch einmal beiseite stellen, das Geschehene sacken lassen und mich dem Altern überlassen. Es ist bereits mein zweiter Geburtstag auf unserer Reise. Wir verbringen einen gemütlichen Tag in der Stadt, können uns allerdings nicht gänzlich vom Grübeln befreien. Also unternehmen wir eine Probefahrt bei einem Motorradhändler und philosophieren abends mit unseren Freunden Amma und Jürg über die nahe und fernere Zukunft. Die beiden Radreisenden sind derzeit zufällig ebenfalls in der Stadt, komplementieren unsere kleine, vergnügte Geburtstagsgesellschaft und stehen uns mit Rat zur Seite. Wir ringen mit einer Entscheidung, glauben am Ende des Tages gar, uns zu einer Option entschließen zu können, um schon am nächsten Morgen wieder Unsicherheit zu verspüren. Was also tun? Noch sind wir eigentlich nicht dazu bereit, das Fahrradfahren wieder aufzugeben, zumal wir uns explizit auf das Radeln in Südostasien gefreut hatten. Sollen wir uns also doch wieder Drahtesel zulegen? Wir setzen die Suche zweigleisig fort, laufen von Händler zu Händler quer durch Hanoi. Am Abend plagen uns Kopfschmerzen und Übelkeit, der Marsch durch die Stadt hat uns ordentlich zugesetzt. Die unzähligen Zweitakter hinterlassen eine nervenaufreibende Geräuschkulisse und eine dermaßen schlechte Luft, dass unser Zustand kaum verwundert. Vermutlich ist dies auch unter anderem ein Grund dafür, dass wir uns im Endeffekt erneut für Gebrauchträder entscheiden. 

Bei Sonnenaufgang starten wir in den Tag
Bei Sonnenaufgang starten wir in den Tag

Als wir die vietnamesische Metropole nach einer knappen Woche wieder verlassen, fühlt es sich beinahe so an, als wäre nichts gewesen. Mit gleicher Montur geht es auf vertraute Weise weiter und wir spüren, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Logisch, im Gegensatz zum Motorradfahren nimmt man mit dem Fahrrad nicht jeden Umweg leichtfertig in Kauf, sodass man zwangsläufig sein Häkchen nicht hinter jede Sehenswürdigkeit setzten kann. Für uns bedeutet per Fahrrad zu reisen allerdings vielmehr, langsam und bodenständig unterwegs zu sein, eigenmächtig entscheiden zu können und für seine Wahl stets selbst verantwortlich zu sein. Es gefällt uns, die Strecke zu spüren, in sportlicher sowie in philosophischer Hinsicht. Man könnte glatt sagen, man würde sich das Reisen tagtäglich verdienen. Absurderweise hat manch ein Radeltag wahrlich etwas mit einem Arbeitstag gemein: zeitig aufstehen (zur Vermeidung der hiesigen Hitze auch schon mal um 5.30 Uhr), frühstücken, radeln, Mittagspause, radeln, Kaffeepause, radeln, ankommen. Das ist natürlich nicht die Regel, denn die große Freiheit, das wertvollste Gut unserer Reise, ist bekanntlich die Zeit. Indes wird man selbst auf einer zeitlich unbegrenzten Reise manchmal durch äußere Faktoren unter Zeitdruck gestellt, was dann ab und an intensivere Radeltage erfordert. Klassisches Beispiel hierfür ist die Ausreiseerfordernis, welche mit einem ablaufenden Visum zusammenhängt und genau in dieser Situation befinden wir uns jetzt. Es verbleiben von den uns erlaubten 15 Tagen nur noch wenige, bis wir Vietnam wieder verlassen müssen. Als nächstes möchten wir nach Laos. Da wir auf dem Weg zur Grenze flotter unterwegs sind als erwartet (die Strecke ist flach und unsere Reifen nun größer), können wir einen Abstecher in die sogenannte trockene Halong-Bucht einlegen und anschließend auch noch das Meer grüßen, bevor wir dieses in den nächsten Wochen erst einmal wieder hinter uns lassen werden.

Uns überkommt ein Glücksgefühl, wie wir es schon in Albanien, Georgien, Armenien oder in Kirgistan verspürt haben. Bereits in den ersten Tagen merken wir, dass Laos sich mühelos in die „geheime“ Liste unserer Lieblingsländer einreihen wird. Natürlich haben wir uns kein Bewertungssystem ausgedacht, lediglich unser Bauchgefühl verrät uns, dass wir hier eine besonders schöne Zeit verbringen werden. Es fällt mir schwer zu umschreiben, welche Faktoren es sind, die mich diese Freude spüren lassen. Der Zauber beginnt bereits an der Grenze, an der uns kuchentellergroße Schmetterlinge empfangen und wir auf einer ausgedehnten Abfahrt Gelegenheit haben, uns in Ruhe umzusehen: durch das breite Tal windet sich ein glasklarer Fluss hinab, der Platz hat, sich nach Belieben mal mehr, mal weniger auszudehnen. Alles scheint in Einklang miteinander zu sein, wir werden immer wieder herzlich gegrüßt und bekommen von der Straße aus einen ersten Eindruck vom laotischen Alltag. Hierzulande auf kleinen Straßen unterwegs zu sein ist, als würde man sich ein Sammelsurium an Fotographien ansehen, welche in Momentaufnahmen authentische Einblicke in das Leben der Menschen preisgeben.

Klick: nackige Kinder rennen heiter in der Morgensonne über den Hof, ein kleiner ebenso freudiger Welpe folgt ihnen unbemerkt. Klick: in einem Reisfeld baden Wasserbüffel, auf deren Rücken sich weiße Kraniche platziert haben, die auf den großen, sanftmütigen Säugern wie kleine aufgesteckte Pins aussehen. Klick: Auf hohen Stelzen gebaute Holzhäuser stehen vereinzelt in der bezaubernden Landschaft, ihre Dächer sind üppig mit Stroh bedeckt, die Wände hingegen spärlich aus Brettern und Planen geformt. Aus der vordersten Hütte grüßt ein alter, zahnloser Herr mit einer rührenden Herzlichkeit. Klick: Alle erdenklichen Grüntöne finden sich in Bäumen, Wiesen, Sträuchern, Palmen und jungem Getreide wieder, das Auge wird von einer einsamen, in Gelb gekleideten Person überrascht. Sie trägt einen kegelförmigen Hut aus geflochtenen Palmenblättern und ist in die Feldarbeit vertieft. Klick: Staub wirbelt über die Straße. Aus der Wolke erscheint ein Pritschenfahrzeug, auf dessen Ladefläche uns ein Duzend Kinderaugen ebenso erfreut anblicken wie wir sie. Klick: eine Ziege reckt sich auf ihren Hinterbeinen einer Bananenstaude entgegen. Als sie uns hört, blickt sie ertappt in die Linse.

So radeln wir beflügelt durch den Süden des Landes. Es ist schön hier, kein Zweifel. Wir wissen es unglaublich zu schätzen, hier zu sein und sind uns unseres Glücks, des Glücks dieser Reise, bewusst. Und dennoch schleicht sich allmählich eine tiefe Sättigung ein. Wir merken, dass wir nicht mehr so viel aufnehmen können, müde vom Unterwegssein geworden sind und unsere Entdeckerfreude etwas eingeschlafen ist. Wir fangen an, uns konkretere Gedanken über die Heimkehr zu machen. Auf welchem Weg wir die Strecke zurücklegen möchten, steht zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht fest. Stattdessen planen wir lieber einen Urlaub und buchen eine Auszeit auf einer thailändischen Insel, auf der wir in den nächsten Wochen eintreffen werden.